Page:Wittgenstein - Tractatus Logico-Philosophicus, 1922.djvu/168

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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

nicht logische Satze, und dies erklart unser Gefiihl : Dass sie, wenn wahr, so doch nur durch einen giinstigen Zufall wahr sein konnten. 6.1233 Es lasst sich eine Welt denken, in der das Axiom of reducibility nicht gilt. Es ist aber klar, dass die Logik nichts mit der Frage zu schaffen hat, ob unsere Welt wirklich so ist oder nicht.

6.124 Die logischen Satze beschreiben das Geriist der Welt, oder vielmehr, sie stellen es dar. Sie „handeln" von nichts. Sie setzen voraus, dass Namen Bedeutung, und Elementarsatze Sinn haben : Und dies ist ihre Verbindung mit der Welt. Es ist klar, dass es etwas iiber die Welt anzeigen muss, dass gewisse Verbindungen von Symbolen — welche wesentlich einen bestimmten Charakter haben — Tautologien sind. Hierin liegt das Entscheidende. Wir sagten, manches an den Symbolen, die wir gebrauchen, ware willkiir- lich, manches nicht. In der Logik driickt nur dieses aus : Dass heisst aber, in der Logik driicken nicht wir mit Hilfe der Zeichen aus, was wir wollen, sondern in der Logik sagt die Natur der naturnotwendigen Zeichen selbstaus: Wenn wirdie logische SyntaxirgendeinerZeichensprachekennen, dann sind bereits alle Satze der Logik gegeben.

6.125 Es ist moglich, und zwar auch nach der alten Auffassung der Logik, von vornherein eine Be- schreibung aller „wahren" logischen Satze zu geben.

6.1251 Darum kann es in der Logik auch n i e Uberra- schungen geben.

6.126 Ob ein Satz der Logik angehort, kann man berechnen, indem man die logischen Eigen- schaften des Symbols berechnet.

Und dies tun wir, wenn wir einen logischen Satz „beweisen". Denn, ohne uns um einen Sinn und eine Bedeutung zu kiimmern, bilden wir den logischen Satz aus anderen nach blossen Zei- chen regel n.

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